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Kulturerbe per Mausklick

EU-Abgeordnete unterstützen Pläne für eine Digitale Europäische Bibliothek.

Podcasts, MP3, Videos, Spiele. Das Internet bietet grenzenlose Möglichkeiten der Unterhaltung. Aber auch für Wissen und Information ist es eine nahezu unerschöpfliche Quelle. Doch so manches, was unsere Kultur ausmacht, könnte in Vergessenheit geraten, wenn es in Archiven und Bibliotheken verstaubt. Deshalb arbeitet die EU an einem Projekt zur Digitalisierung des europäischen Kulturerbes. Am Mittwoch befassen sich die Europa-Abgeordneten mit den Plänen für eine Digitale Europäische Bibliothek.

Im April 2005 erhielten Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker und Kommission Präsident Barroso einen Brief. Gezeichnet war er von vier Regierungschefs und zwei Staatspräsidenten. Frankreich, Polen, Deutschland, Italien, Spanien und Ungarn regten darin eine digitale europäische Bibliothek an.

Reichtum Europas digitalisieren um ihn sichtbar zu machen

"Das Erbe der europäischen Bibliotheken ist von einem Reichtum und einer Vielfalt ohne Gleichen," schrieben sie. Allerdings könnte dieses Reichtum in der zukünftigen Welt des Wissen kaum sichtbar bleiben, wenn die Bestände nicht digitalisiert, vernetzt und online zugänglich gemacht würden, so der Brief.

Nicht ganz zufällig dürfte sein, dass Google wenige Monate zuvor ein Abkommen über die Digitalisierung der kompletten Bestände mehrerer amerikanischer Bibliotheken abgeschlossen hatte. Aus dem Brief jedenfalls wurde ein Projekt, mit dem sich das Parlamentsplenum im Mittwoch befassen wird.

EU-Parlamentarier fordern forcierte Digitalisierung

Vorausgesetzt das Plenum stimmt dem Bricht des Kulturausschusses zu, wird das Europaparlament die Einrichtung einer „Europäischen Digitalen Bibliothek in Form eines einzigen, direkten und mehrsprachigen Zugangspunktes zum europäischen Kulturerbes“ unterstützen. Das Projekt sei unter anderem deshalb so wichtig, weil das Internet für viele, insbesondere junge Menschen, zur Hauptinformationsquelle geworden ist.

Auf der anderen Seite, so der Berichtsentwurf der französischen EU-Abgeordneten Marie Hélene Descamps (Europäische Volkspartei - Europäische Demokraten, EVP-ED), ist bisher nur ein „winziger Teil des europäischen Kulturerbes digitalisiert“. Es müssten daher dringen "kohärente politische Maßnahmen zur Digitalisierung" und Speicherung ergriffen werden, "um den unwiederbringlichen Verlust kultureller Inhalte zu verhindern." Gedacht ist im Übrigen nicht nur an Texte sondern auch an Photos, Karten, Manuskripte, Kunstwerke und anders mehr.

Urheberrecht soll strikt beachtet werden

Besonders betont wird in dem Bericht jedoch die strikte Einhaltung des Urheberrechts. Zunächst sollten in der Bibliothek Werke erfasst werden, deren Schutz abgelaufen ist.

Die Berichterstatterin hofft, dass ein gutes "Gleichgewicht zwischen den Erwartungen der Nutzern und den Rechthaltern" erreicht werden kann. Die Digitale Bibliothek sollte zumindest Recherchen zu geschützten Werken ermöglichen. "Jegliche Entscheidungen sollte gemeinsam mit Rechteinhabern getroffen werden und die nationalen, gemeinschaftlichen und internationalen Vorschriften zum geistigen Eigentum respektieren", so Descamps.

Auch betont der Kulturausschuss, dass Anstrengungen zur Digitalisierung verstärkt und gebündelt werden sollten, und dabei "darauf zu achten" sei, „die Arbeit und Kosten, die zahlreiche öffentliche und private Einrichtungen für die Digitalisierung ihrer Bestände bereits aufgebracht haben" nicht zu duplizieren.

Die EU-Kommission fördert zur Zeit ein Projekt unter Federführung der Deutschen Nationalbibliothek, das zur Vorbereitung der Digitalen Europäischen Bibliothek beitragen soll, indem zum Beispiel an der Integration und Übersetzungen von Meta-Daten (Schlagwörtern u.ä.) und bereits digitalisierter Werke gearbeitet wird. Das Projekt baut auf der bereits bestehenden Europäischen Bibliothek im Internet auf.

Quelle: Europäisches Parlament
hier: http://www.dashoefer.de/cgi-bin/news_more/news_more.pl?mitte=01&rechts=Detail&Article_ID=32986&NEWSCLASS_ID=%2066 vom 28.9.2007